Der Winzer - Ausgabe 01/2012 - Wien, 20. Jänner 2012
Im letzten Jahrzent wurde ein großer Teil des Ab-Hof Verkaufs, der direkt beim Winzer stattfand, immer mehr von Vertriebskanälen des Einzel- bzw.
Großhandels abgelöst. Dabei wurde stark auf das Medium Internet gesetzt. Wie kann sich das Weingut für diese Veränderungen rüsten und sich in der
rasant wachsenden Welt des E-Commerce etablieren?
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Ein weiteres, österreichisches IT-Produkt ist www.Avino.at. Diese
Seite ist seit Herbst 2011 im Internet vertreten und wurde von einer Gruppe von IT-Spezialisten entwickelt, die im Hauptberuf am Institute for
Software Technology and Interactive Systems der Technischen Universität Wien tätig sind. Die Grundidee von Avino ist die Nutzung moderner
Internet-Technologie (Web 2.0) für den Ab Hof-Verkauf von Wein und Zusatzprodukten der Winzer. Hatte der Direktverkauf beim Produzenten noch 1999
einen Anteil von 51 % am Gesamtmarkt, so sank das Volumen seither Jahr für Jahr auf mittlerweile 26 %. Gründe für diese drastische Marktveränderung
finden sich einerseits bei den Wiederverkäufern, wo über die großen Lebensmittelhandelsketten und österreichweit operierende Fachhändler viel Umsatz
gemacht wird, andererseits liegen die Ursachen bei den Produzenten selbst, wo sich eine Kategorie von auch quantitativ sehr leistungsfähigen
Weingütern und –kellereien etabliert hat, die ihren Absatz über eine nationales und internationales Netzwerk von Wiederverkäufern organisieren.
Avino wendet sich primär an Produzenten, für die der Ab Hof-Verkauf nach wie vor eine wichtige Rolle spielt. Das sind naturgemäß alle kleineren
Familienbetriebe, die schon aufgrund ihrer jährlichen Produktionsmenge kein überregionales Vertriebsnetz aufziehen können und ein solches auch gar
nicht brauchen. Darüber hinaus kann Avino aber auch für größere Betriebe interessant sein, die diese Plattform als Instrument der Kundenbindung und
Kontaktpflege betrachten und nutzen. Die Möglichkeit, direkt beim Winzer einzukaufen, ist eine Serviceleistung, deren Wert für bestimmte Kunden nicht
unterschätzt werden sollte. Nicht selten kippt die Beziehungsebene zwischen langjährigen Kunden und expandierenden Firmen, wenn sich beim Kunden das
Gefühl einnistet, nicht mehr wie früher willkommen zu sein. Neben dem Marktsegment der Käufer nach Punkten und Auszeichnungen (Konsumenten, die nach
jeder Prämierung zum nächsten Siegerweingut weiterziehen) ist die Pflege der Beziehungsebene unverändert und auf lange Sicht ein wertvolles
Marketinginstrument, um die Kunden zufrieden zu stellen, die der Winzerfamilie auch persönlich verbunden sind.
Über Avino lässt sich der
Ab Hof-Verkauf rationell und zeitgemäß organisieren. Heutzutage hat weder der Winzer noch der im Berufsleben stehende Kunde ständig Zeit für
ausgedehnte Verkostungen im Weinkeller. Avino ermöglicht tatsächlich mit wenig Aufwand, bei mehreren Weingütern einzukaufen, ohne dafür den Webshop
bzw. die Internetadresse wechseln zu müssen. Der Kunde gibt auf Avino seine persönlichen Daten nur ein einziges Mal ein und kann damit bei allen
angeschlossenen Winzern einkaufen, wenn diese den Avino-Webshop aktiviert haben. Dies ist nicht nur ein wesentlicher Bequemlichkeitsvorteil, sondern
hat auch einen nicht zu unterschätzenden Sicherheitsaspekt: Die persönlichen Daten sind nicht mehr auf mehreren Webservern angelegt, sondern nur am
hochgesicherten Server von Avino. Im Fall von Änderungen (z. B. Wohnsitzwechsel) genügt eine einzige Änderung, und alles ist wieder aktuell. Darüber
hinaus hat der Kunde auch noch die Möglichkeit sich mit seinem Facebook oder Google Konto anzumelden und erspart sich somit die wiederholte Eingabe
seiner Kontaktdaten.
Ähnlich wie wir es bereits von touristischen Plattformen her kennen (z.B. Hotelbuchungen) tritt Avino als Vermittler
auf, verkauft also selber keine Weine und unterhält auch kein Lager. Die Webseite ist ein reines Bindeglied zwischen Konsument und Produzent, d. h.,
Bestellungen werden sofort per Email an den Produzenten weitergeleitet und mit SMS abgesichert, damit kein Auftrag übersehen wird. Durch die Eingabe
von Versandkosten, die jeder Produzent individuell festlegen kann, sieht der Kunde sofort seinen Rechnungsbetrag und kann diesen nach Abschluss seiner
virtuellen Einkaufstour mittels Internet-Banking an den oder die Winzer überweisen.
Sofern der Kunde nicht „Selbstabholung“ gewählt und
die Bestellung damit Reservierungscharakter hat, versendet der Produzent nach Zahlung die Weine per Paketdienst oder Bahnversand. Destinationen können
innerhalb Österreichs sein, aber auch Deutschland oder andere Länder.
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